Was hilft gegen SARS-CoV-2 und COVID-19?

Es wird intensiv geforscht, um weitere Arzneimittel gegen das SARS-Coronavirus-2 und die von ihm ausgelöste Erkrankung COVID-19 zu entwickeln. Einerseits werden schon vorhan dene Präparate, z. B. antivirale Medikamente, auf ihre Wirksamkeit getestet, anderseits werden neue erforscht. Zurzeit sind nur wenige Medikamente gegen SARS-CoV-2 in der EU zugelassen.

Neues COVID-19-Medikament:
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) prüft zurzeit die Zulassung eines neuen Medikaments gegen COVID-19. Der Wirkstoff des Medikaments,
Nirmatrelvir, soll die Vermehrung des Virus stoppen. Das Medikament soll bei Patienten ab zwölf Jahren eine schwere Erkrankung nach einer Coro­na­infektion verhindern. Über fünf Tage zwei Mal täglich jeweils drei Tabletten müssen eingenommen werden. Zu möglichen Nebenwirkungen gehören eine Beeinträchtigung des Geschmackssinns, Durchfall, Bluthochdruck und Muskelschmerzen.
Die Experten der EMA werden innerhalb „einiger Wochen“ eine Empfehlung abgeben, teilte die Behörde mit.

Wo setzten die bereits zugelassene Medikamente an?

Viren wollen sich vermehren, und das können sie nur in einer Zelle. Virostatika setzen genau hier an: Sie können Viren daran hindern, in Zellen einzudringen oder aber die Virusvermehrung dort hemmen. SARS-CoV-2-Viren können nur über den sogenannten ACE-Rezeptor Einlass in die Zellen bekommen. Blockiert man das Spike-Protein, womit das Virus an den ACE-Rezeptor bindet, kann es nicht in die Zelle gelangen. Antikörper, die gegen das Spike-Protein gerichtet sind, können auf diese Weise das Eindringen der Viren verhindern, das Virus „neutralisieren“.

Eine der ersten COVID-19-Therapiemöglichkeiten war die Blutserumgabe von Genesenen. Das Serum enthält Antikörper, die spezifisch gegen das SARS-CoV-2-Virus gerichtet sind und das Virus außer Gefecht setzten können. Dieser Therapieansatz stellt eine passive Immunisierung dar, die schon seit über 100 Jahren praktiziert wird: Das Diphtherie-Antiserum Emil von Behrings wirkte auf dieselbe Weise. Die passive Immunisierung wird auch – parallel zur aktiven Impfung – bei anderen Infektionskrankheiten angewandt, z. B. nach Verletzungen mit Gefahr einer Tetanus-Infektion, wenn man keinen Impfschutz hatte.

Die meisten Entwicklungsprojekte für COVID-19-Medikamente verfolgen diesen Ansatz, aber basieren auf antiviralen Antikörpern, die gentechnisch in Zellkulturen hergestellt werden. Seit November 2021 sind drei Medikamente in der EU für die passive Immunisierung zugelassen, beide enthalten neutralisierende monoklonale (identische) Antikörper gegen das Spike-Protein von SARS-CoV-2. Sie sind die ersten monoklonalen Antikörper zur COVID-19-Therapie, die eine Zulassung von der Europäischen Kommission erhalten haben. Die Auswertung von Stu-diendaten zeigte, dass eine Behandlung mit diesen Antikörperpräparaten sowohl die Zahl der Krankenhausaufenthalte als auch die Zahl der Todesfälle bei COVID-19-Patientinnen und -Patienten mit dem Risiko eines schweren Verlaufs deutlich verringerte.

Das erste in der EU bereits seit Juli 2020 zugelassene antivirale Medikament, mit dem Wirkstoff Remdesivir, verhindert nicht das Eindringen der SARS-CoV-2-Viren in die Zellen, sondern hemmt die Vermehrung der Viren in der Zelle. Klinische Studien zeigen, dass Remdesivir die Genesungszeit verkürzen sowie das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und die Ster-berate senken kann.

Schwere COVID-19-Verläufe sind mit dadurch bedingt, dass die Abwehrreaktionen des Körpers zu heftig sind und im eigenen Gewebe, wie z. B. in der Lunge, Schäden anrichten. Diese überschießende Entzündungs- bzw. Immunreaktion kann durch sogenannten Immunmodulatoren gedämpft werden. Ein hinlänglich bekannter Wirkstoff wurde für diese Indikation auch schon zugelassen: Dexamethason, ein Cortison-Derivat mit antientzündlicher Wirkung, dasschon seit Jahrzenten bei der Behandlung von Allergien, Entzündungs- und Autoimmunerkrankungen eingesetzt wird. Dexamethason konnte in einer Studie das Sterberisiko bei Patienten, die Sauerstoff benötigen oder künstlich beatmet werden, um ein Fünftel bzw. ein Drittel senken. In Deutschland und vielen weiteren Ländern ist Dexamethason für diesen Zweck schon zugelassen, hat aber noch keine zentrale EU-Zulassung.

Es laufen weltweit zahlreiche Studien, in denen verschiedene Substanzen und bereits gegen andere Erkrankungen zugelassene Medikamente getestet werden. Die vorbeugende Impfung gegen COVID-19 stellt jedoch weiterhin das wichtigste Instrument dar, das wir zur Verfügung haben.


Aktualisiert: 12.01.2022 (Erstellt: 20.12.2021)

Quellen:

  1. PEI: https://www.pei.de/DE/newsroom/hp-meldungen/2021/211115-ec-zulassung-monoklonale-antikoerper-ro-napreve-regkirona
  2. https://www.vfa.de/de/arzneimittel-forschung/woran-wir-forschen/therapeutische-medikamente-gegen-die-coronavirusinfektion-covid-19
  3. PEI: https://www.pei.de/DE/newsroom/hp-meldungen/2021/211217-eu-zulassung-antikoerper-xevudy-gegen-covid-19.html;jsessionid=F9A0B973C9516A9351D4D12F8DB0D7D5.intranet231?nn=170852
  4. Ärzteblatt: Ema prüft Zulassung von Paxlovid, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/130737/EMA-prueft-Zulassung-von-Paxlovid